Ein Blick in den jüngsten Geschäftsbericht von Mister Spex ergibt erstaunlich hohe Belastungen für Betriebsflächen. Die schicke neue Konzernzentrale am Prenzlauer Berg in Berlin und neu abgeschlossene Verpflichtungen drücken auf die Profitabilitätschancen in der Zukunft. Ist das wirklich nötig oder handelt es sich um mangelnde Kostensensibilität und eine Gefahr für den Unternehmensbestand?
Auf Seite 120 des Geschäftsberichts 2023 liest man von ca. 4,9 Mio. Euro Zinszahlungen und ca. 1,7 Mio. Aufwand für variable Leasingzahlungen. Diese Summe von 6,6 Mio. Euro entsprechen ca. 7,5% Leasingfinanzierungszins. 7,5% Leasingzins und planmäßige Abschreibungen ergeben 25,5 Mio. Euro Belastung allein durch Anmietung der Stores und andere Betriebsflächen.
Demnach kosteten die Mieten für 68 deutsche Läden im Jahr 2023 20,6 Mio., was einer finanziellen Belastung in Höhe von 33% des aktivierten Buchwertes von Mister Spex führt.
Ist online pur der bessere Weg?
Die plangemäß kalkulierbaren Leasingkosten für Flächen in der Höhe von 25,5 Mio. verteilt auf 68 deutsche Stores ergibt ca. 375.000 Euro Mietbelastung pro Einzelgeschäft. Um die Mietkosten zu decken muss ein durchschnittlicher Store 750.000 Euro Umsatz (bei 50% Rohertrag) erwirtschaften. Bei 100 Euro Umsatz pro Brille entspricht dies 7.500 Brillenverkäufen pro Jahr oder 24 pro Arbeitstag, nur um die Ladenkosten zu decken. Angesichts dieser schockierenden Zahlen gerät man ins Grübeln. Wäre die Konzentration aufs reine Onlinegeschäft vielleicht der bessere Weg?
Welche Geschäftsflächen von Mister Spex sind derartig wertschaffend, dass diese mit zusätzlichen 34 Mio. Euro in der Bilanz 2023 angesetzt werden können?
Sascha Magsamen
Ein Detail im Geschäftsbericht lässt weitere Zweifel am stationären Betrieb von Mister Spex aufkommen. Denn die Mister Spex AG betreibt ihre Geschäftsflächen (Stores) im Sale-and-lease-back-Verfahren. Dies ermöglicht nach Rechnungslegungsstandard IFRS16 eine Aktivierung der Geschäftsflächen als wertproduzierende (!) Einheiten.
Das führte dazu, dass man aufgrund herbeigewünschter Cashflows inzwischen fast 70 Mio. aktivierte Nutzungsrechte auf Leasinggegenstände in der Bilanz stehen hat – siehe Konzernbilanz auf Seite 86 des aktuellen Geschäftsberichts.
+34 Mio. Euro Bilanzzauber
Der Wertsprung in Höhe von plus 34 Mio. Euro im Vergleich zu plus 17 Mio. Euro im Jahr 2022 ist bemerkenswert. Im Anhangteil des Geschäftsberichts wird dieser gewaltige Sprung nur unzureichend erläutert. Man fragt sich, wie es dazu kommen kann, dass teure Flächen (siehe oben) dermaßen profitabel sein können, um zusätzliche 34 Mio. Euro in die Bilanz zu zaubern. Mister-Spex-Aktionär Sascha Magsamen von der Private Values Media AG wundert sich: „Welche Geschäftsflächen von Mister Spex sind derartig wertschaffend, dass diese mit zusätzlichen 34 Mio. Euro in der Bilanz 2023 angesetzt werden können?“